Biologieunterricht am "Descartes" – eine Herzensangelegenheit

Als Vertiefung zu den Lehrplanpunkten „Blutkreislauf“ und „Bau, Funktionsweise und Schädigung von inneren Organen“ durften wir echte Schweineherzen untersuchen, die unser Lehrer von einem Schlachthof besorgt hatte.

Ansichten des Herzens von der Rückseite und von oben

Vor dem Herz sitzend begannen wir damit, die Vorderseite des Herzens zu suchen, um uns im Anschluss daran eine grobe Übersicht über die erkennbaren Bestandteile des Herzens und die abgeschnittenen Gefäßstümpfe zu verschaffen - Zeichnungen im Schulbuch sind dann doch übersichtlicher (…). Nach einigen Dreh- und Wendemanövern hatten aber alle das Herz richtig in der Hand. Dann arbeiteten wir uns schneidend Vorhof für Vorhof und Herzkammer für Herzkammer durch das komplette Herz und erkundeten die inneren Herzwände und deren Beschaffenheit.

Besonderes Interesse galt dabei den Herzklappen, die dafür sorgen, dass das Blut stets in die richtige Richtung fließt. Besonders beeindruckend war dabei die enorme Stabilität der Segelklappen und der Sehnenfäden, mit denen sie an der inneren Herzwand befestigt sind. Die größte Herzklappe - sie trennt den linken Vorhof von der linken Hauptkammer - fällt durch die Form einer umgedrehten Bischofsmütze (Mitra), aufgrund der sie auch als Mitralklappe bezeichnet wird, auf.

Innenseite der linken Herzkammer

Ein Herz versorgt sich über die so genannten Herzkranzgefäße permanent selbst. Mit Hilfe eines Glasstabes konnten wir diese Gefäße von der Basis der Aorta aus sondieren. Dabei konnten wir gut nachvollziehen, wie Verengungen dieser Herzkranzgefäße zu einer Mangelversorgung und damit zu Beschwerden von der Angina pectoris bis zum Herzinfarkt führen können. Genauso wie wir mit unserem Glasstab in die Herzkranzgefäße hineingekommen sind - nur hoffentlich deutlich weniger invasiv - gelangen Herzchirurgen mit entsprechenden Kathetern an Stellen mit Gefäßverengungen, die dann medizinisch z.B. durch eine Weitung der Blutgefäße (Ballondilatation) oder eine Implantierung von Stents (Wandstabilisatoren) behoben werden können. Dabei ist eine solche Stent-OP heutzutage die bekannteste Art, derartige Verengungen operativ zu behandeln.

Messung der Wandstärke der linken HerzkammerUnser Herz treibt einen doppelten Blutkreislauf an. Dabei wird sauerstoffarmes Blut aus der rechten Hauptkammer in die Lunge gepumpt und dort mit Sauerstoff angereichert, bevor es durch den linken Vorhof in die linke Hauptkammer fließt und dann aus dieser in den gesamten Körper gepumpt wird. Diese unterschiedlich großen „Zielgebiete“ der beiden Hauptkammern sollten sich in deren Wandstärke widerspiegeln. Um dies zu überprüfen, verglichen wir die Stärke der Wand der rechten und linken Kammer miteinander. - Tatsächlich beträgt die Stärke der Wand der linken Hauptkammer circa 2,5cm, während die Wand der rechten Herzkammer nur etwa 1cm stark ist!

Zuletzt galt unsere Aufmerksamkeit einer sehr dünnen Stelle an der Scheidewand zwischen beiden Vorhöfen, der Fossa ovalis (lat. für ovale Grube). Hier besteht bei jedem Säugetier während der fetalen Entwicklung eine Verbindung zwischen beiden Vorhöfen, das so genannte Foramen ovale, da die Lunge noch nicht funktionell durchblutet wird. Dieses „ovale Loch“ verschließt sich aber normalerweise in den ersten Tagen oder Wochen nach der Geburt.

Im Gesamten betrachtet, war die Präparation eines Schweineherzens eine informationsreiche Abwechslung zum „normalen“ Biologieunterricht. Wir bekamen einen guten Einblick darin, wie unser eigenes Herz eigentlich aussieht, sich anfühlt, aufgebaut ist und hoffentlich noch lange funktioniert.

Anna Kellermann und Simone Dorneburg, 10c (Text und Bilder)